Hallo! Das ist ein klassisches Thema beim EA888 Gen. 3 Motor. Dass du schon die Hochdruckpumpe und die Nockenwellenversteller getauscht hast, war ein guter erster Schritt, um die üblichen Verdächtigen auszuschließen.
Es ist wichtig zu wissen: Die EA888-Motoren sind Direkteinspritzer. Die Einspritzventile arbeiten mit sehr hohem Druck und "tackern" naturgemäß recht laut, was viele Besitzer (besonders im Leerlauf) an einen Diesel erinnert.
Wenn das Geräusch jedoch ungewöhnlich rau ist und sich im Stand (D vs. N) verändert, gibt es ein paar spezifische Punkte, die du prüfen solltest:
1. Das Magnetventil für die Nockenwellenverstellung
Du hast die Versteller und Kolben getauscht, aber hast du auch die Zentralmagnete (die runden Bauteile außen am Kettenkasten) geprüft? Wenn diese intern leicht hängen oder die Ansteuerung nicht perfekt ist, kann der Motor im Leerlauf etwas "unrund" oder rau klingen, ohne direkt einen Fehler zu setzen.
2. Die Ausgleichswellen
Der EA888 Gen. 3 hat zwei Ausgleichswellen, um Vibrationen zu minimieren.
Problem: Die Lager dieser Wellen können mit der Zeit verschleißen oder die Siebe im Ölkreislauf setzen sich zu.
Symptom: Ein rauer, fast mahlender Klang im Leerlauf, der oft verschwindet, sobald die Drehzahl steigt. Da das Geräusch bei dir unter 1.000 U/min schlimmer wird, wäre dies ein heißer Kandidat.
3. Die Steuerkette (Längung)
Bei 122.000 km ist die Steuerkette beim B8.5 zwar deutlich stabiler als beim Vorgänger (Gen. 2), aber dennoch nicht unfehlbar.
Check: Lass die Phasenlage der Nockenwellen per VCDS auslesen (Messwertblock 93). Wenn der Wert weit im negativen Bereich liegt (Richtung -4° oder mehr), deutet das auf eine Längung hin, die den Leerlauf akustisch negativ beeinflusst.
4. Zweimassenschwungrad (ZMS) oder Drehmomentwandler
Da du sagst, das Geräusch ändert sich, wenn du in den Drive-Modus (D) schaltest:
In "D" wird der Motor unter Last gesetzt. Wenn das Geräusch dann leiser oder anders wird, könnte die Ursache im Bereich der Kraftübertragung liegen. Ein beginnender Defekt am ZMS (falls Multitronic/Handschalter) oder Vibrationen im Wandler (Tiptronic) übertragen sich oft als "raues Brummen" auf die Karosserie.
5. Verkokung der Einlassventile ("Walnut Blasting")
Bei 122.000 km sind die Einlasskanäle bei Direkteinspritzern oft stark mit Ölkohle zugesetzt.
Das führt dazu, dass die Luftverwirbelung im Leerlauf nicht optimal ist. Der Motor läuft "hart". Eine Reinigung der Einlasswege (BEDI-Reinigung) wirkt hier oft Wunder für die Laufruhe.
Mein Tipp für das weitere Vorgehen:
Prüfe zuerst die Steuerzeiten/Phasenlage per Diagnosegerät. Das ist der günstigste Weg, um teure Folgeschäden auszuschließen. Wenn die Werte perfekt sind, schau dir die Laufruhenregelung der einzelnen Zylinder an – das gibt oft Aufschluss über Verkokungen.