Lagerspiel richtig messen (Kurbelwelle) | MERCEDES-BENZ 190
Hallo ihr Lieben :),
ich bin gerade dabei meinen Mercedes Motor (M103 983) zu vervollständigen. Jetzt bin ich gerade dabei die korrekte Lagerschalendicke rauszusuchen, da ich einen anderen Motorbock verwende. Jetzt stellen sich bei mir ein paar Fragen auf und ich hoffe hier lungern ein paar Motorenbauer rum :D
Laut der Mercedes Werkstattanweisung soll man zunächst die Lagerdeckel (ohne Lagerschalen) mit 30 Nm anziehen und anschließend den Durchmesser ermitteln. Danach soll man den dazu passenden Kurbelwellenlagerzapfen messen und die passende Lagerschale anhand des zulässigen Lagerspiels errechnen. Wenn ich allerdings den Lagerdeckel lediglich mit 30Nm anziehe, dann ist der Durchmesser der Lager Grundbohrung 0,03 mm zu groß. Erst wenn man den Lagerdeckel mit dem "korrekten" Anzugsmoment (wird beim Einbau der KW verwendet) von 55Nm + 90° anzieht, kann man einen realistischen Durchmesser der Grundbohrung messen, welcher auch zu den Markierungen (Körnerschlägen) am Motorblock passt.
Jetzt frage ich mich wie Werkstätten die Lagerschalen raussuchen? Ziehen sie einen Erfahrungswert (z. B. diese 0,03 mm) vom gemessen Durchmesser der Grundbohrung ab und ermitteln dann die Lagerschalendicke? Die Fläche zwischen Lagerdeckel und Zylinderkurbelgehäuse habe ich vor der Montage penibel gesäubert.
Ich habe zudem auch mal Plastic Gauge ausprobiert mit dem Standardmaß (blaue Lagerschalen), allerdings bin ich beim Lagerspiel am oberen Grenzbereich (Lagerspiel soll zw. 0,035 - 0,045) und dies lässt sich mit Plastic Gauge von Rheinmetall schlecht abschätzen, da die Abstufung der Messskala nicht ideal ist.
Jetzt habe ich zudem das Lagerspiel mit den blauen Lagerschalen und einem Innenfeinmessgerät ermittelt. Auch dort misst man ein deutlich zu großes Lagerspiel, wenn man die Lagerdeckel (mit Lagerschale) mit nur 30 Nm (Mercedes Angabe) anzieht. Verstehe daher nicht, wieso in WIS lediglich 30 Nm angegeben werden? Wenn man die Lagerdeckel mit 55Nm + 90° anzieht, lässt sich wieder ein realistisches Lagerspiel ermitteln, welches die Messergebnisse mit Plastic Gauge übereinstimmt.
Wie ermittelt ihr die Lagerspiele bzw. welches Drehmoment sollte man verwenden? Für mich macht es Sinn, einfach die alten Schrauben fürs messen zu verwenden und mit 55Nm + 90° anzuziehen.
Dann ist mir noch aufgefallen, dass bei einigen Lagerstellen das Lagerspiel auf den "Nocken" der Lagerschale unterschiedlich ist (siehe Bild). Wie geht man in diesem Fall vor? 0,055 mm wäre nämlich außerhalb der Toleranz während 0,045 der Grenzwert ist. Ist das "normal" dass das Lagerspiel zwischen den "Nocken" variiert?
Liebe Grüße,
Marco
Bild stammt von kfz-tech.de